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BGR-Expedition auf Spurensuche in der Antarktis (GANOVEX X)

Beitrag zum Projekt:

Mit mehr als 3 Tonnen Gesteinsproben sind jetzt Polarforscher der BGR von der Expedition „GANOVEX X“ (10. „German Antarctic North Victoria Land Expedition“) aus der Antarktis nach Hannover zurückgekehrt. Fünf Wochen lang hatten die Wissenschaftler gemeinsam mit Kollegen deutscher und australischer Universitäten knapp 1700 Kilometer vom Südpol entfernt bei Temperaturen von bis zu minus 25 Grad°C im Gelände gearbeitet. Ziel der Expedition war die Erforschung der Struktur und der geologischen Entwicklungsgeschichte des Transantarktischen Gebirges im Nordviktorialand.

Die Forschungsreise baute direkt auf den Ergebnissen der beiden Vorgängerexpeditionen „GANOVEX VIII“ (1999/2000) und „GANOVEX IX“ (2005/06) auf. „GANOVEX X hat uns neue Erkenntnisse geliefert, mit denen wir die Prozesse, die zur Entwicklung des heutigen antarktischen Kontinents geführt haben, besser verstehen können“, erklärt Dr. Andreas Läufer, einer der beiden Expeditionsleiter der BGR. „Weitere Ergebnisse erwarten wir von den Laboruntersuchungen der mitgebrachten Gesteinsproben.“
Bei ihren Geländearbeiten suchten die Forscher geologische Spuren, mit denen sich die Entstehung und der Zerfall des einstigen Superkontinents Gondwana, zu dem die Antarktis bis vor ca. 180 Millionen Jahren gehörte, zurückverfolgen lassen. „Damals begann Gondwana auseinander zu brechen, begleitet durch die Eruption riesiger basaltischer Lavamengen“, erläutert Geologe Läufer. „Afrika, Indien, Australien und schließlich Südamerika lösten sich von Antarktika ab. Das führte nicht nur zu dessen isolierter Position am Südpol, sondern auch zu den heutigen Ozeanströmungen, die um die Antarktis zirkulieren und einen entscheidenden Einfluss auf das globale Klimasystem haben“, so Läufer.

Insgesamt 18 Wissenschaftler sowie Techniker und Logistikkräfte waren an der Expedition beteiligt. Bei der Untersuchung der eis- und schneebedeckten Gebiete wurden geologische und geophysikalische Arbeitsmethoden kombiniert. Zum Programm gehörten Einzelprojekte aus den Bereichen Sedimentologie, Geobiologie, Geochemie, Petrologie und Strukturgeologie sowie aerogeophysikalische Arbeiten und gravimetrische Messungen.

Für die aeromagnetischen Messungen waren Geophysiker mit einem Helikopter unterwegs, um die Strukturen der unter dem Eis verborgenen Gesteine zu „scannen“. „Bei 26 Messflügen mit insgesamt 56,5 Stunden Flugzeit wurden rund 7400 Profilkilometer über einem Gebiet von 3300 Quadratkilometern abgedeckt“, erklärt Dr. Detlef Damaske, neben Läufer zweiter Expeditionsleiter der BGR. „Um gezielt geologische Feinstrukturen bestimmen zu können, haben wir den Fluglinienabstand diesmal auf 500 Meter reduziert. Mit Hilfe dieses engmaschigen Messnetzes sind Gesteinsschichten und Störungszonen unter dem Eis auszumachen“, so der Geophysiker.

Hauptbasis der Expedition war die Gondwana-Station der BGR in der Terra Nova Bay. 300 Kilometer weiter nördlich, inmitten der einsamen Berg- und Gletscherwelt des Nordviktorialandes, bearbeiteten Sedimentologen von mehreren kleinen Zeltlagern aus 300 bis 200 Millionen Jahre alte Sandsteinfolgen. Diese entstanden in einer Zeit, als die Antarktis schon einmal von einem massiven Eispanzer bedeckt war, der aufgrund einer nachfolgenden globalen Erwärmung wieder vollständig abgeschmolzen ist.

Die Geophysik operierte von einem größeren Basislager in der Mesa Range, 150 Kilometer nördlich der Gondwana-Station. Daneben wurden strukturgeologisch-petrologisch-thermochronologische Arbeiten von der Gondwana-Station und vom Expeditionsschiff „M/V Italica“ aus im Inland und entlang der Rossmeer-Küste durchgeführt. Das Forschungsschiff war gemeinsam mit dem italienischen Antarktisprogramm gechartert worden.

Die Antarktis ist der einsamste und kälteste Kontinent auf unserem Planeten. Entsprechend umfangreich waren die Vorbereitungen und die Ausrüstung, um den Forschern das Überleben in den eisigen Weiten der Antarktis zu ermöglichen. Während im Küstenbereich die Temperaturen im antarktischen Sommer um den Gefrierpunkt lagen, sanken die Temperaturen im Mesa Range-Camp bis zu Minus 25 Grad Kälte. Eine besondere Herausforderung für die zeltenden Forscher, die sich gegen die extremen Temperaturen mit extra dicken Schlafsäcken gewappnet hatten.

Weihnachten hatten die Wissenschaftler bei Nudeln, Steak und Meeresfrüchten im dichten Packeis an Bord der „Italica“ auf der Anreise zur Gondwana-Station gefeiert. Zum Jahreswechsel gehörten die Expeditionsteilnehmer zu den ersten Menschen, die weltweit das neue Jahr begrüßen konnten – unter der südlichen Mitternachtssonne, 12 Stunden, bevor in Hannover gefeiert wurde.

Das GANOVEX-Programm der BGR wird seit 1979 mit dem Beitritt der Bundesrepublik zum Antarktisvertrag im nördlichen Viktorialand und im Rossmeer-Sektor der Antarktis durchgeführt. Die Polarexpeditionen der BGR werden in Kooperation mit deutschen und ausländischen Universitäten und Forschungseinrichtungen durchgeführt. So gehörten zum Forscherteam von GANOVEX X auch Wissenschaftler der Universitäten Bremen, Jena, München, Düsseldorf, Newcastle (Australien) sowie vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt.

Mit GANOVEX begann 1979 zugleich die terrestrische Polarforschung der BGR. Über die wissenschaftliche Arbeit der BGR auf diesem Gebiet informiert die neue BGR-Broschüre „30 Jahre terrestrische Polarforschung der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe – ein Rückblick“. Die Broschüre kann kostenlos per E-Mail unter der Adresse Vertrieb@bgr.de bestellt werden. Darüber hinaus wird sie in Kürze auch als Download bereitgestellt.

Abbildungen und Fotos zur Expedition finden sie hier.

Kontakt:

    
Dr. Andreas Läufer
Tel.: +49-(0)511-643-3137
Fax: +49-(0)511-643-3664

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