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Hannover, 29.07.2011
BGR-Expedition in Arktis: Geologen untersuchen Entstehung des Polarmeeres
Auf geologisch wenig erforschtes Gebiet begeben sich Experten der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) vom 4. August bis 5. September 2011. Im Rahmen der Arktisexpedition „CASE 12“ werden sie auf der nordkanadischen Insel Ellesmere Island die Entstehung des Polarmeeres untersuchen.
Bei der Expedition geht es vor allem um alte Bruchzonen und vulkanische Aschen, die belegen wie und wann der alte Nordkontinent „Laurasia“ zerbrochen ist. „Die Untersuchungen sind Teil eines gigantischen Puzzles von der Entstehung des Polarmeeres“, erklärt Dr. Karsten Piepjohn.
„CASE 12 ist ein Blick in die Vergangenheit, in eine Zeit als Europa noch mit Nordamerika zusammenhing“, so Expeditionsleiter Dr. Lutz Reinhardt. Damals, kurz nach dem Aussterben der Dinosaurier, war es auf der Erde zehn Grad Celsius wärmer als heute und die Arktis war von Wäldern bedeckt, die denen der heutigen gemäßigten Breiten entsprechen.
Das dreizehnköpfige Team errichtet sein Camp in der Wildnis, etwa 200 Kilometer nördlich der letzten kanadischen Siedlung Grisefiord, berichtet Polarexperte Piepjohn. Neben Zelten müssen Lebensmittel, Arbeitsgeräte und rund 100 Fässer Treibstoff vom 500 Kilometer entfernten Flughafen für die hubschraubergestützte Expedition 1300 Kilometer nördlich des Polarkreises herangeschafft werden. Ellesmere Island ist in etwa so groß wie Großbritannien, wird aber nur von 150 Menschen bewohnt.
In einem Umkreis von 60 Kilometern rund um das Camp soll das Expeditionsgelände nachts per Hubschrauber beflogen und magnetisch gescannt werden, schildert Geophysiker Dr. Detlef Damaske. Mit dieser Methode können geologische Strukturen unterhalb der mehrere hundert Meter mächtigen Eiskappe der Insel aufgezeichnet und Rückschlüsse auf den Zerfall der alten Kontinente vor rund 60 Millionen Jahren gezogen werden.
Knapp 350.000 Euro kostet die Expedition. Neben vier BGR-Forschern zählen zwei deutsche und ein britischer Gastwissenschaftler sowie technisches Personal und drei kanadische Inuit-Guides zum Expeditionsteam. Die Inuit sind für die Sicherheit verantwortlich. Sie schützen das Camp und die Geologen während der Tagesexkursionen an Land vor Übergriffen durch Eisbären.
Die Expedition im August/September ist Teil des BGR-Projektes CASE (Circum-Arctic Structural Events). Seit 1992 erforscht die BGR im Rahmen dieses Projektes Randbereiche des Arktischen Ozeans und dringt dabei in Gebiete vor, über die es bisher nur geologische Mutmaßungen und fast keine exakten Daten gibt. Ziel dabei ist es, diese wissenschaftliche Lücke zu schließen. Daher liegt der Schwerpunkt der Arbeiten auf der Untersuchung von Strukturen, die mit der Öffnung des Arktischen Ozeanbeckens und der Entstehung des Polarmeeres zusammenhängen.
Weitere Informationen:
http://www.bgr.bund.de/DE/Themen/Polarforschung/Projekte/Arktis_laufend/CASE.html
Ansprechpartner:
Dr. Karsten Piepjohn, Tel.: 0511 643 3236, E-Mail: Karsten.Piepjohn@bgr.de
| Pressesprecher: Andreas Beuge, Tel.: 0511 643 2679, mobil: 0170 8569662 E-mail: info@bgr.de Internet: http://www.geozentrum-hannover.de |